Kirchenkonzert - Psalmen mit dem Kammerchor Reutlingen in der evangelischen Kirche in Gönningen

Spannende Reise

REUTLINGEN. Es gab viel zu hören und viel zu sehen bei diesem Konzert in der evangelischen Kirche, dem der Kammerchor Reutlingen das Thema »Mit Psalmen auf Reisen« gegeben hatte. Psalmvertonungen quer durch Zeiten und Länder bildeten das Programm, die in einem spannenden Wechsel von alt und neu erklangen und die der Chor mit der gewohnten Sorgfalt und Qualität gesungen hat.

Lobenswert war hierbei vor allem auch seine enorme stilistische Wendigkeit. Die optischen Impulse kamen zum einen vom Kinderchor des Kammerchores.

Der Nachwuchs der PH-Studenten von einst brachte - meist mit Kerzen in den Händen - eine fröhliche und herzliche Stimmung in diesen Abend. Und wenn die Jüngsten den Mund aufgemacht haben, dann sangen sie frisch und klar und erfreuten mit hellem Klang.

Tanz in der Kirche

Tanz in einem geistlichen Konzert? Das bedeutete in diesem Fall nicht nur einen optischen Reiz, sondern gesteigerte Wahrnehmung der Musik. Einer tonal ganz braven, sanften Weihnachts-Musik des Amerikaners Morten Lauridsen, deren Thema »O Magnum Mysterium« die Tänzerin Sandra Müller-Spude mit weichen, fließend aufsteigenden Bewegungen ebenso körperhaft geschmeidig wie transzendierend gestaltet hat. Der Chor leuchtete in Wohllaut.

Die Werke der alten Meister wie Gabrieli, Schütz und Haydn gibt der Kammerchor Reutlingen unter Christa Feiges belebend weiträumiger Leitung makellos wieder. Mit einer schlanken Pracht des Klangs, bewegungsreich, farbig und in einer atmenden Reinheit. Nur die Homogenität der Männerstimmen hat nicht immer ganz die schöne und tragende Abrundung der Damen erreicht.

Voller Glanz und Volumen

Große A-cappella-Kompetenz bewies der Chor bei den modernen Werken, bei Messiaens »O Sacrum Convivium«, das verklärt wie aus einer anderen Welt erklang, und in John Rutters Vertonung des 96. Psalms »Cantate Domino«. Hier wurde der Chor zu einer jubelnden, weitschwingenden Glocke voller Kraft und Glanz und Volumen, der die hymnischen Schübe und die gregorianischen Zitate eindringlich und mitreißend inspiriert zu einem Ganzen von hoher Präzision und Leidenschaftlichkeit geführt hat.

Ein wenig aus dem Rahmen fiel die Meditation aus Massenets Oper »Thais«, zu der es eine kleine Performance gab - und ein brillantes, jede Süßlichkeit meidendes Geigenspiel von Alexander Adiarte.

Ein persönliches Gedenken widmete der Chor der verstorbenen Hanna Sülzle mit Chören aus dem »Deutschen Requiem« von Brahms. Sie wurden wie mit einem Trauerflor gesungen: Gebeugt und dennoch voller Zärtlichkeit. Mitgetragen von Christiane Falk, Klavier, und Ulrich Feige, Kontrabass.(hdw)


Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers