Konzert in der Herrenberger Stiftskirche: Organist Christoph Kuppler und der Kammerchor Reutlingen
Für den Herrenberger Organisten Christoph Kuppler war es gewissermaßen die Generalprobe seiner Examensprüfung: Am Sonntag gab er gemeinsam mit dem Kammerchor Reutlingen unter der Leitung von Christa Feige ein Konzert in der Herrenberger Stiftskirche, dessen Höhepunkt das "Requiem" des Orgelvirtuosen Maurice Duruflé bildete.
VON THOMAS MORAWITZKY
Maurice Duruflés "Requiem für Chor und Orgel" gab dem Konzert seinen Titel. Das bekannteste
Stück des 1902 in Paris geborenen Organisten ist eine Abwandlung der klassischen Totenmesse,
die um ihre kräftigeren Teile gekürzt, jedoch auch um einige Sätze, die eigentlich dem
Beerdigungsgottesdienst angehören, erweitert wurde. Duruflé stammte ursprünglich aus der
Normandie, zog aber schon in frühen Jahren nach Paris, um eine Laufbahn als Organist zu beginnen; Unterricht erhielt er von französischen Orgelvirtuosen wie Charles Tournemuire, Eugene Dukas
und Louis Vierne. Letzterer, von 1900 an Organist in Nôtre Dame, brach 1937 während eines
Orgelkonzertes tot zusammen; ein Ereignis, das seinen anwesenden Schüler Duruflé nachhaltig
beeinflusste. Duruflé selbst erlitt 1975 einen schweren Autounfall, an dessen Folgen er lange
zu tragen hatte. 1986 starb er.
Als Organist und als überaus selbstkritischer Komponist erlangte er schließlich Weltruhm und
unternahm mit seiner Frau der Organistin Marie-Madeleine Chevalier, Konzertreisen bis in die USA.
Sein Requiem entstand bereits 1945, zwei Jahre, nachdem er eine Professur für Harmonielehre
erlangt hatte. Duruflé fertigte drei Fassungen dieses Stückes an, die in der Instrumentierung
abweichen: eine Fassung für Chor und großes Orchester, eine Fassung für Chor, Orgel und
Kammerorchester und eine Fassung für Chor und Solo-Orgel. Die Fassung für Chor und Orgel
kam in der Stiftskirche zur Aufführung. Unterstützt wurde der Kammerchor Reutlingen unter
Leitung von Christa Feige dabei von Susanne Helbig-Boenke als Sopranistin, Ulrike Dengler
als Alt und Christoph Kuppler an der Orgel. Kuppler, der in Herrenberg lebt, jedoch in Mainz
studiert, wird das Programm des Herrenberger Konzertes, in einer leichten Abwandlung, am
kommenden Sonntag, 12. März, im Rahmen seines Solisten-Examens gemeinsam mit dem Reutlinger
Kammerchor in der Pfarrkirche St. Kilian in Mainz aufführen.
Eröffnet wurde das gut besuchte Konzert in der Stiftskirche durch "Vier Stücke für Chor und
Orgel", die sich stilistisch an das abschließende "Requiem" anfügten - "Wer nur den lieben
Gott lässt walten" von Felix Mendelssohn, "Der Herr ist mein Hirt" von Bernhard Klein, das
"Vater Unser" von Tschaikowsky und, wiederum von Mendelssohn, "Verleih uns Frieden gnädiglich".
Von der ruhigen, sehr feierlichen Stimmung und dem weichen, dunklen Klang der Orgel, die
diese vier Stücke und das "Requiem" bestimmten, hoben sich die "Deux Fantasies" des 1940
nur 39-jährig verstorbenen Organisten Jehan Alain deutlich ab, mit diesen beiden, von
Kontrasten bestimmten und mitunter geradezu expressiven Stücken.
Mit freundlicher Genehmigung des Gäubote Herrenberg