KONZERT Reutlinger Kammerchor in der Auferstehungskirche

Romantik und Moderne auf hohem Niveau

Mit Felix Mendelssohns Motette "Aus tiefer Not" und John Rutters "Requiem" bot der Reutlinger Kammerchor in der Auferstehungskirche ein eigenwilliges Programm.
HANS-JÖRG LUND

REUTLINGEN Es ist der engagierten Kirchenmusikerin Christa Feige zu danken, dass es zwischen ihren beiden Chören - der Herrenberger Jugnedkantorei und dem Kammerchor Reutlingen (einer Weiterführung des PH-Chores) - zu einer Kooperation kam, die Aufführungen an beiden Orten ermöglichte.

In seiner Begrüßung wies Pfarrer Albrecht Ebertshäuser auf die besondere Eignung der Reutlinger Auferstehungskirche mit ihrer zentralen Lage zwischen zwei Friedhöfen für dieses Programm zum Ewigkeitssonntag hin. Mit Mendelssohns Motette "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" für vierstimmigen gemischten Chor erklang ein Werk, dessen Melodie hier eine reizvolle Modernisierung gegenüber der Originalfassung erfahren hatte.

Virtuos

Die Chöre im Altarraum und auf der Empore wirkten über die Entfernung problemlos zusammen und kamen trotz ihrer naturgemäß unterschiedlichen Klangfarbe zu einem geschlossenen und klaren Gesamteindruck.

Einen Vorgeschmack auf den Stil des hier wenig bekannten englischen Komponisten John Rutter ermöglichte seine Motette "The Lord bless you and keep you" für Chor und Orgel. Obwohl die Jugendkantorei hier wieder sehr konzentriert sang, hätte man sich doch eine deutlichere Aussprache gewünscht, wogegen Judith Looney als ebenso zuverlässige wie flexible Begleiterin an der Orgel gefiel.

Vollends virtuos trug sie Olivier Messianens "Himmlische Gastmahl" vor, ein Stück, das von regerscher Harmonik über dissonante Cluster und punktuell gestreute Melodien eine Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten eröffnete; das Publikum schien so verblüfft, dass es nicht daran dachte, zu applaudieren.

Mit seinem "Requiem" (1085) hatte Rutter auf Anhieb sowohl in Europa als auch in Amerika großen Erfolg. Mit dem Werk, das er dem Andenken seines Vaters widmete, schuf er eine kontemplative Komposition in zeitgenössischer Tonsprache. Die sieben Teile wurden jeweils von einem oder nur wenigen Instrumenten eingeleitet, die dann auchdie weitere Begleitung übernahmen.

Auf professionellem Niveau und in bester Spiellaune musizierten die Instrumentalisten Carmen Weber (Flöte), Martin Boschein (Oboe), Gregor und Damian Daszko (Perkussion), Rudi Teuffel (Cello) sowie de Sängerin Silvia Riveros.

Wirkungsvoll

Das zahlreich erschienene Publikum in der Auferstehungskirche fand sichtlich Freude an dem neuen Werk und applaudierte anhaltend, sodass es auch geboten schien, das besonders wirkungsvolle Sanctus zu wiederholen.

Dass der zwölfjährige Damian mit seinem professionellen Vater im gleichen Ensemble auf Augenhöhe sehr gut mithalten konnte (auf dem Glockenspiel), bereitete allen ein besonderes Vergnügen.

Mit freundlicher Genehmigung der Reutlinger Nachrichten