Zum Abschluss der Reihe "Chor-Juni" gastierte am Sonntag der Kammerchor Reutlingen in
der Herrenberger Stiftskirche. Unter dem Titel "Wie bist Du doch schön" hatte Dirigentin
Christa Feige Texte und Lieder aus dem Hohelied Salomos zusammengestellt, präsentierte
Werke von Grieg, Bruckner und Melchior Frank. Ebenfalls ins Programm eingearbeitet: Vier
Lesungen, in denen Sabine und Peter Bethge weitere Passagen der Liebesgeschichte aus dem
Alten Testament rezitierten.
VON SABINE HAARER
"Wie eine Lilie unter Dornen", "Ich bin krank vor Liebe", "Denn stark wie der Tod ist die
Liebe", ausdrucksstark und fast theatralisch erzählen die acht Kapitel des Buches Salomos
von der verzehrenden Liebe eines jungen Paares. Eine weitere Textpassage: "Die Stimme der
Turteltaube lässt sich hören". Die Stimmen, die am Sonntagabend durch die Stiftskirche
hallten, vermittelten all diese Aussagen in beeindruckender Art und Weise. Dynamisch
variabel und sehr harmonisch zeigte sich der Kammerchor bei den verschiedenen Vertonungen
einzelner Textstellen.
Mit Evard Griegs "Wie bist Du doch schön" wurde das einstündige
Programm eröffnet, zum Abschluss erklangen fünf Hohelied-Motetten von Melchior Franck.
Dazwischen wurde dem Publikum in der Stiftskirche ein durchdachtes Gesamtpaket der Liebe
geboten. So waren unter anderem zwei Werke von Ivan Moody aus dem "Canticum canticorum" zu
hören und Bearbeitungen von Maurice Duruflé und Anton Bruckner.
In vier Abschnitten lasen die Leiter der "Herrenberger Bühne", Sabine und Peter Bethge,
einzelne Kapitel aus dem Hohelied, dazwischen erklangen die musikalischen Versionen der
Bibelstellen.
Der Kammerchor Reutlingen, einst aus dem Chor der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen
entstanden, überzeugte vor allem durch seine klangliche Harmonie und die Ausdrucksstärke
aller Register. Jede Führungsstimme konnte sich auf das sichere Gerüst der Begleitung
verlassen, Dynamik und Lautstärke waren passend zu den Textaussagen erarbeitet worden.
Dirigentin Christa Feige, die für die Orgelbegleitung zu Benjamin Brittens "Rosa mystica"
ihren Mann, den Herrenberger Kirchenmusikdirektor Ulrich Feige, hinzugezogen hatte, war es
gelungen, sowohl Sänger als auch Zuhörer nahe an Text und Musik heranzuführen.
Verständlich, dass sich die Spannung, die sich während des Konzertes aufgebaut hatte,
am Ende in einem stürmischen Beifall entlud.
Mit freundlicher Genehmigung des Gäubote Herrenberg