LEUTE - Christa Feige verlässt den Kammerchor Reutlingen

Abschied nach 18 Jahren

VON ARMIN KNAUER
REUTLINGEN . Ihr Dirigierstil ist unverkennbar. Schwungvoll und mit weit ausholenden Bewegungen hält Christa Feige ihre Sänger in der Spur. Ein letztes Mal wird sie kommenden Sonntag um 17 Uhr in der Kreuzkirche vor den Kammerchor Reutlingen treten, dann ist Schluss. Nach 18 Jahren trennt sich die 45-jährige Kirchenmusikerin aus Herrenberg von dem Ensemble. Am 18. Dezember folgt noch ein Auftritt mit Händels Messias in der Filharmonie Filderstadt (18 Uhr), den sie einstudiert hat, bei dem sie aber nicht mehr am Pult steht. Im Januar übernimmt Roman Schmid den Taktstock: Er ist Kirchenmusiker in Geislingen und kommt ursprünglich aus Reutlingen.

Kein Streit, kein Konflikt, Christa Feige hat lediglich die Regel befolgt, dass man aufhören soll, wenn's am schönsten ist. "Ich muss das Gefühl haben, dass ich den Chor noch weiterbringen kann", sagt sie. Vor zwei Jahren habe sie zum ersten Mal der Eindruck beschlichen, dass sich Routine einschleicht, der Chor neue Impulse braucht. Da habe sie beschlossen: Nach 18 Jahre ist Schluss.

Vom PH-Chor zum Kammerchor

Als sie 1994 kam, wandelte sich das Ensemble eben vom PH-Chor zum offenen Reutlinger Stimmkörper. Die PH zog nach Ludwigsburg, der Chor zog in die Stadt und öffnete sich. Im Treffpunkt für Ältere, zentral beim Omnibusbahnhof gelegen, fand man ein festes Domizil.

Unter Christa Feige hat sich der Kammerchor eindrucksvoll entwickelt. Zu einem Chor, der Vokalmusik von der Renaissance bis zur Moderne beherrscht und dank Einzelstimmbildung ein kultiviertes Klangbild pflegt. Der aber auch Pop und Jazz nicht scheut.

Große Projekte hat man angepackt: Monteverdis "Marienvesper", Haydns "Schöpfung", Peter Schindlers "Jazzmesse" etwa. Man hat mit der Jungen Sinfonie und dem Reutlinger Kammerorchester kooperiert, mit der Tonne, der Stadtbibliothek. Man war stets reisefreudig, hat Familienfreizeiten unternommen, ein Konzertprogramm auch schon mal in Genua uraufgeführt. "Wir haben alles zusammen erreicht, was ich mir vorgenommen habe", resümiert Christa Feige. Geschätzt hat sie an ihrem Chor stets die Disziplin und Leidenschaft. "Die schreiben mit in den Proben, sie üben zu Hause - und sie sind sehr gut organisiert", lobt sie ihre Sänger. Und immer sei der Wille da, weiter voranzukommen.

Schwerpunkt in Herrenberg

Sie selbst lebt in Herrenberg, ist hier Kirchenmusikerin an der Stiftskirche. Hier leitet sie die Kinder- und Jugendchorarbeit, hier tritt sie bei Konzerten als Organistin oder Solosängerin auf. Privat unterrichtet sie Gesang und Klavier. Vor einem Jahr hat sie hier einen Frauenchor gegründet, und falls sie neue Projekte angeht, wird es wohl eher hier sein, wo sie in der örtlichen Kulturszene zu Hause ist. Im Moment ist aber noch nichts Konkretes in Sicht, sie will sich Zeit lassen.

In Reutlingen wird man ihr schwungvolles, weit ausgreifendes Dirigat vermissen. Jetzt muss ihr Nachfolger Roman Schmid zeigen, dass er die erhofften neuen Impulse geben kann. (GEA)

Kammerchor Reutlingen: 11. Dezember, 17 Uhr, Kreuzkirche Reutlingen

Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers