Blick in die voll besetzte Liebfrauenkirche, selbst in den Nischen und im Mittelgang
haben noch Zuhörer gesessen. Fotos: Emmenlauer
So voll wie am Dreikönigstag war die Liebfrauenkirche in Ehingen selten. Wegen des großen
Andrangs musste noch bestuhlt werden und sogar auf der Empore saßen zahlreiche Zuhörer,
um das Weihnachtsoratorium unter dem Titel "Jauchzet, frohlocket!" mit dem Eingangschor
und den Kantaten IV bis VI von Johann Sebastian Bach zu erleben. Und es war ein Erlebnis,
auch wegen der sehr guten Akustik in der weihnachtlich geschmückten Kirche - in manchen
Passagen schien das Gemäuer richtiggehend zu vibrieren. Die Kantorei Ehingen, der
Kammerchor Reutlingen, das Mitteldeutsche Kammerorchester sowie Gesangs- und
Instrumentalsolisten verinnerlichten bei dem herausragenden Konzert in ergreifender Weise
die Tiefe und Fülle der Kirchenmusik und rückten noch die Weihnachtsbotschaft in den Blick.
"Ich freue mich, dass so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben, um die Zeit von
Weihnachten gemeinsam ausklingen zu lassen", sagte Pfarrerin Susanne Richter zur
Begrüßung. Sie gab bekannt, dass anstelle des bekannten Konzertmeisters Andreas Hartmann
aus Leipzig der stellvertretende Konzertmeister der Weimarer Staatskapelle, Andreas Schulik,
konzertieren werde. Dann leitete die Pfarrerin mit der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten
Lukas in die Musik ein. Schon die ersten fünf Paukenschläge - voluminös, kraftvoll und
festlich - ließen in den Zuhörern vielfältige Gefühle aufkommen. Dann stimmten die
Sängerinnen und Sänger der Kantorei und des Kammerchores zum Eingangschor an. Die
klaren Frauenstimmen und die sonoren Kehlen der Männer boten einen bestechenden
Kontrast. Die Solisten Anne Glocker (Sopran), Susanne Krumbiegel (Alt), Falk Hofmann
(Tenor) und Gun-Wook Lee (Bass) sangen ihre Passagen mit Ausdruckskraft und Sensibilität,
die das Publikum sehr berührte.
Kantor Christoph Mehner, dem in bewährter Weise die Gesamtleitung oblag, führte souverän
und mit klarer Zeichengebung durch das gehaltvolle und spannungsgeladene Arrangement
von Bach. Das Konzert war in Anbetracht der technischen Brillanz und der präzisen
Artikulation ein besonderes Erlebnis. Friedvoll und ruhig war es in den Kirchenbänken
während des Konzerts. Nach dem Schlussakkord war es kurz ganz still in der
Liebfrauenkirche, dann aber brachen rauschende, nicht enden wollende stehende Ovationen
los.
Sie setzten sich auch noch am Dienstag fort: "Jauchzet und frohlocket" - mit diesen Worten
und offenen Armen habe ein begeisterter Konzertbesucher Susanne Richter auf der Straße
begrüßt, berichtete sie.
Mit freundlicher Genehmingung des Ehinger Tagblattes