Konzert - Maria Nacy und der Reutlinger Kammerchor

Klangvolles Miteinander

VON DAGMAR VARADY

REUTLINGEN. Ein eindrucksvolles Konzert verlangt zweifelsohne nach einem nachhaltigen Applaus. Beim jüngsten Taste-und-Ton-Konzert in der St. Peter und Paulskirche war dies der Fall. Als die letzten Orgeltöne unter Maria Nacys Hand verklangen, brach sogleich ein prächtiger Beifall los, zu dem nicht zuletzt ein Werk wie Bachs Passacaglia BWV 582 berechtigt.

Getreu dem Jahresmotto der Konzertreihe befasste sich die amerikanische Organistin Maria Nacy gemeinsam mit dem Reutlinger Kammerchor unter Leitung von Marcel Martínez vollständig mit dem Komponisten Johann Sebastian Bach. Das Beisammensein und Miteinandergestalten der Organistin Nacy und des Chorleiters Martínez war durchdacht, planvoll und reibungslos. Dieses zwanglose gemeinsame Gestalten ist sicher auch auf die gemeinsame Vergangenheit zurückzuführen: Martínez studierte bei Nacy in Barcelona Orgel.

Kühnheit und Glanz

Größere Orgelwerke ummantelten kleinere Blöcke von Choralbearbeitungen, die demselben Choral gegenüber- oder besser nebenangestellt wurden, vorgetragen vom Reutlinger Kammerchor. Diese Programmgestaltung führte zu einer Auflockerung, Abwechslung, aber gleichzeitig auch zu einem harmonischen Gefüge.

Maria Nacy bot ihr Können mit Brillanz, Feingefühl und einer erstaunlichen Leichtigkeit dar. Präludium und Fuge BWV 541 kann exemplarisch für ihr frisches und flüssiges Spiel stehen. Auf die systematisch entschlüsselte Fuge (mit Elastizität und Plastizität dargeboten) folgte die Canzona in d-Moll, zart und feingliedrig, klanglich intensivierend und dabei immer mit Sachkenntnis wiedergegeben.

Die Passacaglia am Ende war das bravouröse Schlussstück. Hier lag eine Kraft in Nacys Spiel, die zu einer spannungsvollen Interpretation voll Kühnheit und Glanz führte. Das stetige Thema im Pedal war das machtvolle Grundgerüst, worauf eine mitreißende Klangpracht getürmt wurde – eine ausgezeichnete Darbietung!

Kompakter Chorklang

Der Reutlinger Kammerchor berücksichtigte die Thematik der Bachschen Choräle. Mal aus einer Motette oder Choralkantate herausgegriffen (lediglich an einer Stelle wurde ein Satz von Michael Altenburg gewählt), waren die adrett dargebotenen Choralsätze eine Gegenüberstellung zu Choralbearbeitungen auf der Orgel – jeweils zum gleichen Choral.

Martínez ließ seinen Chor oben auf der Empore singen, um die Kommunikation zur Organistin nicht ins Leere laufen zu lassen. Und so ließ man sich von einem sicheren, einheitlich-kompakten Chorklang überzeugen. Keine übertriebenen Ausdeutungen störten den sanglichen Fluss. Stattdessen wahrte der Chor stets ein Streben nach Klangreinheit und Sorgfalt dem Notenmaterial gegenüber. Die Choralvorspiele unter Maria Nacy waren ebenfalls von Sorgfalt und Anmut gekennzeichnet.

Und auch wenn die Zugabe der Organistin mitten in den allgemeinen Aufbruch erfolgte, hörte man auch gerne im Stehen oder neben den Bänken zu. (GEA)

Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers